Sonntag, 24. August 2008

Die Sache mit dem Wetter


Unser Wohnort in Missouri liegt am Rande der berüchtigten Tornado-Alley.
Wir sind allerdings nur bedingt gefährdet, da unsere Gegend eher hüglig ist, aber in den letzten 4 Jahren gab es immer mal wieder kleine Tornados, die aber Gott sei Dank nur sehr selektiv Schäden angerichtet haben.

Unser Sturmkeller ist noch nicht fertig und wird sicher auch größer, da auch unsere 23 Schlittenhunde im Notfall dort Platz finden müssen. Schon in den ersten Tagen im April hatten wir die ersten ernsthaften Warnungen.
Schwer Gewitter mit Gefahr das ein Tornado entstehen könnte, nennt man das hier "Tornado-Watch".
Im Unterschied zum "Tornado-Warning" (a tornado has been reported or is being indicated as possible by Doppler radar. Immediate action should be taken.)




Leider ist es oftmals so, das diese Unwetter sich in den Abendstunden zusammenbrauen und man eben nicht wirklich sehen kann was, wann und wo was passiert.
Dieses Jahr gab es erschreckend viele Unwetter mit Tornados, mehr als in den Jahren zuvor. Und selbst bei uns in der Nähe gab es Tote und Zerstörung.




Doch die Menschen die hier leben sind vorbereitet, viele haben einen guten Blick für den Himmel und bereiten sich frühzeitig darauf vor. Die Evakurierungspläne sind gut und funktionieren einwandfrei. Das Warnsystem ist vorbildlich.

Der lokale TV Sender informiert live, ständige laufen Warnungen durch das normale Programm wo man genau sehen kann welche Countries Watch oder Warning haben. Es gibt Sturmradios zu kaufen, die dann angehen wenn es in der Nähe gefährlich wird und die sehr genau sagen was, wann und wo abgeht.

Wir haben unseren Fahrzeugen feste Funkgeräte und dort gibt es einen Channel der ab "Watch-status" genau sagt wo die Zelle sich befindet, wie schnell, wie viel Regen, Bodenkontakt, Hagelgröße usw.
Und das permanent, nix Werbung, Musik oder was auch immer.
Wenn Du während der Zeit z.B. im Walmart bist, läuft diese Warnung über die Musikanlage des Geschäftes.

In den letzten drei Monaten haben wir 8 ernsthafte Unwetter, drei davon mit "Warning-Status", miterlebt und es waren nur die Randausläufer des Kerns der woanders ein wirkliches Desaster verursacht hat.

Selbst normale Thunderstorms haben hier eine Heftigkeit, die ich selbst von Berggewittern nicht kenne. Unglaubliche Blitzraten. Windböen wo ich zu gerne einen Windmesser gehabt hätte.

Die schwersten Wetter hatten wir nachts, dreimal sind wir um Mitternacht aufgestanden und haben uns komplett angezogen und gewartet auf das wirklich üble. Ich kann viele Chaser verstehen, wenn sie diese Aufregung haben wollen, aber es ist etwas anderes wenn Du in Deinem Haus sitzt und nicht Du suchst das Ding, sondern es sucht Dich und Du schaust raus ... der Blitz erhellt für Sekunden den Horizont und die Zelle mit dicken fetten Wallclouds, schnelle Bewegungen, niedrig hängend, wird für Bruchteile sichtbar.
Du wartest auf den nächsten Blitz ... war da was am Rand oder nicht?? Der nächste Blitz alles am Himmel bewegt sich, ja da ist was am Rand ... doch keine Zeit für eine Analyse oder Vermutungen, es ist sofort wieder dunkel ... wieder warten und nein ... es ist alles gut, nur Wolkenfetzen. Und das geht halt eben nicht nur 15 Minuten. In einer Nacht hatten wir 4 Stunden immer wieder aufziehenden, ausbrechendes Gewitter ... bis es hell wurde. Mit einem solchen Starkregen das halb Missouri unter Wasser steht.
Ich mag Wetter und fahr auch mal ein paar Meter für ein Gewitter, aber das hier ist doch was anderes. Der Respekt steigt, die Angst auch und man ist eben mittendrin und nicht nur ein hinterherfahrender Zuschauer.
In einer anderen Nacht hatten wir so starkes Wetterleuchten über Stunden, das die nette Stimme am Radio unablässig warnte: starke Elektrizität ist in der Luft, nicht rausgehen, nicht ans Fenster.
Oder ein Temperatursturz der mit einem schweren Gewitter mit Sturm eingeläutet wurde. Innerhalb von 8 Minuten von 33 auf 16 Grad.

Trotz allem wohne ich gerne dort, weil das Wetter einfach bewegter ist, weil es trotz der Bedrohung auch was schönes hat ... am nächsten Tag, wenn der Himmel wieder tief blau ist.

Die Frage die man stellen darf, was macht ihr wenn ihr noch keinen Sturmkeller habt? Der Tipp der sturmerfahrenen Einheimischen: Alle Hunde raus aus dem Kennel und lauf ... in den Wald und bete das es die richtige Richtung ist.
Nicht im Haus bleiben, kein Auto fahren.
Viele haben hier keinen Sturmkeller wie unser Nachbar ... meine Frage, wie schafft ihr das ... mental gut durch die Saison zu kommen, wurde so beantwortet:
Man kennt die Gefahr, wenn man hier wohnt und hofft das Gott einen verschont und wenn nicht war es der Zeitpunkt wo man sich verabschieden muss. In Wirklichkeit haben wir doch gar keine Wahl das selbst zu entscheiden.
Sehr relaxte Menschen und das obwohl ein Tornado ihre Scheune mitgenommen hat.


Eine andere Nachbarin, 19 Jahre jung, erzählte wie sie zuhause alleine saß und vom Fenster im Dunkeln bei jedem Blitz die Trichter sehen konnte am Horizont, zwei, drei ... und sagte nicht ein einzige sei runtergekommen, denn dann wäre sie und das Haus einfach weggewesen.

Wir haben in dieser Saison Glück gehabt, nichts passiert.
Nicole

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