Freitag, 29. August 2008

Nicht aufgeben!





So jetzt ist die Woche fast um. Am Mo. 25.08.08 waren wir in den Klinik, Blutwerte und Cushing Test. Die Leberwerte waren drastisch erhöht und der Cushing Test positiv.
Die ACTH Stimulation war unauffällig, der UCC Test (Kortisol/Kreatinin Verhältnis im Harn) war über 25 (36,9) was eben für Cushing spricht.
Hier ein Link mit Informationen über diese Erkrankung:

http://www.cushinghunde.de/Fragen/fragen.html

Das ist eine ganz harte Diagnose, die zusammen mit den anderen Erkrankungen keine gute Prognose stellen.
Aber aufgeben gilt nicht. Die Werte des Tests sind noch sehr niedrig und das heißt im Moment wird nicht behandelt. Der Test wird in vier Wochen noch mal gemacht.
Doch es beeinflusst seine Genesung, da sein Immunsystem kaum arbeitet und er nur sehr langsam auf die Behandlung anspricht. Wegen der Leberwerte bekommt er jetzt täglich Hepasan und für den Magen eine Säureblocker, zudem, obwohl es wieder auf die Leber geht, Metacam, weil er durch die geschwollenen Mandeln und die entzündeten Gelenken sehr starke Schmerzen hat.

Wir haben weitere Tests gemacht und festgestellt, das die Anaplasmose und Ehrlichose im akuten Stadium sind, also keine chronische Symptome aufweisen. Sprich, er hat sich so 4-6 Wochen vor seiner Ankunft bei mir infiziert. Schleierhaft wird mir immer bleiben, das die ganze Familie keinerlei Symptome festgestellt haben will und er bei mir schon am ersten Tag so auffällig war, das man es nicht übersehen konnte.
Egal, was soll ich damit hadern. Die haben ihn vergessen, niemand meldet sich.

Es hat sich nicht viel verändert. Er hat gute Stunden wo er lebhafter ist und wirklich schlimme wo nur noch liegt. Er spricht gut auf das Metacam an, wenn es wirkt, dann ist der "alte" Steel wieder da.

Heute waren wir wieder in Klinik, erneuter Check der Leberwerte. Eine gute Nachricht, sie sind über die Hälfte gefallen und die Medikamente können so weiter geben werden. Am Di. 02.09.08 ist der nächste Termin, da bekommt er seine zweite Spritze gegen die Borrelien.

Der Weg ist lang und es ist nicht abzusehen, ob er uns gemeinsam heim bringen wird.

Ich verbringe viel Zeit mit ihm, er hat wieder Hunger und bekommt alles was er mag. Er hat allerdings schon zwei Kilo abgenommen, seitdem er bei mir ist.
Gestern hat Axel einen riesigen Oberschenkelknochen vom Schlachter geholt. Er hat sich so gefreut und lange genagt. Allerdings immer mit Zwangspausen, weil die Luft so knapp ist.
Egal, danach saß er da und lachte.

Ich danke denen die mir schreiben und Anteil nehmen, es tut gut. Es ist hart das alleine zu meistern. Meine beste Hälfte und unsere Hunde fehlen mir, zum Kraft tanken.

Nicole


Steel mit "Buddy"

Sonntag, 24. August 2008

Chronologie einer unheilvollen Geschichte


Da die Welt selten wirklich heil und schön ist, habe ich auch noch trauriges zu berichten.

Etwas das uns sehr betroffen macht und im höchsten Maße hilflos.



Einige kennen die Geschichte sicher noch. 2006 mußten wir einen unserer Jungrüden, den wir als halbjährigen an eine Musherfamilie abgegeben haben, aus nicht so schönen Verhältnissen herausholen.
Ein Ehestreit mit Trennung hatte dazu geführt, das sich niemand um die Hunde die dort lebten, gekümmert hat. Als wir unseren Steel holten war er sehr krank und unterernährt. Wog 29 kg und hatten eine Fehlfunktion der Schilddrüse und Bauchspeichedrüse.
Es dauerte über 3 Monate bis er wieder stabil war. Wir wünschten uns für ihn ein Zuhause, wo er Familienhund sein konnte. Mit Sofa, ein wenig Sport und viel Aufmerksamkeit.
Ein Familie aus Österreich bemühte sich intensiv um ihn und bekam ihn letztendlich dann auch im August 2006. Alles schien in Ordnung zu sein, wir bekamen nette Bilder und liebe Berichte. Steel, eh ein wirklich netter Kerl, schien perfekt dorthin zu passen.

Ein Woche bevor ich aus den USA wieder heimgeflogen bin erhielt ich eine EMail, von der halbwüchsigen Tochter der Familie, die sich heftigst Luft machte über Steel. Mir rutschte das Herz in die Hose. Soviel Ablehnung in so wenig Sätzen, das war wie ein Schlag in den Nacken.
Noch in den USA rief ich dort an und die Emotionen schossen mir am Telefon entgegen. Der Hund hätte die Hauskatze getötet, die geliebte Hauskatze.
Das war natürlich tragisch und verstand diese Reaktionen, doch es war ja nicht so, das sie nicht vorgewarnt gewesen wären.
Als wir die Vorgespräche geführt haben, wurde gesagt: Steel jagt Katzen wenn er ohne Aufsicht ist. Ich äußerste Bedenken, als ich erfuhr das sie Katzen haben. Doch damals war es scheinbar kein Problem.
Doch jetzt sank das Schiff.
Ich machte mir Sorgen um den Buben und frage: ob sie mit dem Gedanken spielen den Hund abzugeben. Konnte kaum glauben, als ich hörte das sie es tatsächlich tun. Denn plötzlich war es nicht nur die Katze, sondern auch das er aggressiv zu anderen Rüden sei, einen Hund fast totgebissen hätte, "wörtlich": einfach nicht in ihr Umfeld passe. Im Dorf würde man ihn schon Killer nennen.
Sie sprachen von Steel. Nicht vorstellbar. Auch das man in den vergangenen zwei Jahren nicht ein einziges Mal geschrieben hatte, das es nicht so klappte.
Man erbat sich noch etwas Bedenkzeit oder war ich es, die es ihnen anbot?? Egal, Fakt ist, am So. 27.07.08 holte ich Steel zusammen mit Axel an einer Tankstelle in der Tschechien ab.
Er saß noch keine zwei Minuten im Auto, da war ich überglücklich das er wieder da war. Oliver wollte ihn schon beim ersten Mal nur sehr ungerne abgeben, ich hätte ihn beim zweitenmal dabehalten wollen, tat weh ihn gehen zu lassen.
Doch wir wollten nicht egoistisch sein, sondern immer nur das Beste für den Buben. Jetzt war er wieder da und sollte auf jeden Fall bleiben.

Doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Schon bei der Ankunft wirkte er etwas daneben, die Nase lief, er war schlapp und apathisch.
Ich schrieb es dem Wechsel zu. Der Umstellung. Gleich am nächsten Tag gingen wir morgens spazieren. Er war kurzatmig und schlapp. Schaffte gerade mal 2 km.
Lag viel und war niedergedrückt, was ich der Trauer zuschrieb, doch die laufende Nase machte mir Sorgen und das er so "aufgebläht" und schlapperisch aussah. Axel sagte: der sieht aus als hätte der ganz viel in ganzer kurzer Zeit abgenommen. Ich dachte mir, naja nicht besonders viel bewegt worden.
Am Do. den 31.07.08 bin ich zu unserem Tierarzt. Blutbild machen lassen. Ab da habe ich angefangen mit Plantamun zu behandeln. Zur Stärkung der Abwehrkräfte. Am ersten Wochenende als er bei uns war wurden die Symptome deutlicher, laufende Nase, sehr schlapp. Schaffte kaum noch seine 2 x 2 km pro Tag. Trank und pinkelte viel.
Am Montag wieder zum Tierarzt. Blutwerte waren alle okay. Nur die Leukozyten deutlich erhöht und das Gesamteiweiß im Urin. Also eine Infektion.
Er bekam Eurotop - Antibiotika.

Doch keine Besserung, er baute weiter ab, jeden Tag ein bisschen mehr.
Am Do. den 07.08.08 wieder Anruf beim Tierarzt. Der sagte, okay, das Zeug wirkt nicht, geh in die Klinik.
Also bin ich sofort zu unser Klinik gefahren, da hat man ihn untersucht. Wieder Blut abgenommen. Ein Antibiotika angesetzt das sehr gut bei Entzündungen der oberen Atemwege hilft. Clavaseptin. Also wurde umgestellt. Zudem habe ich ihm alle zwei Tage Zylexis s.c. gespritzt (3 mal).

Keine Besserung, Nase lief, Hund schwach, aber guten Hunger.
Am Mittwoch den 13.08.08 wieder in die Klinik, keine Besserung. Termin für eine Röntgenaufnahme und eine Endoskopie. Am Fr. 15.08.08 war es soweit. Das erste Ergebniss:
Chronische interstielle eosinophile Bronchitis und in der Lunge eosionphiles Lungeninfiltrat.
Harte Nummer. Es wurde eine Lavage gemacht und Blutabgenommen auf Borrelien und Co.
Zu dem Clavaseptin kam jetzt noch 40 mg Prednisolon täglich.
Absolute Ruhe war angesagt. Steel ging es trotzdem schlechter.
Am Mo. 18.08.08 dann das Blutergebnis: Borreliose, Ehrliose und Anaplasmose. Alles was man durch einen Zeckenbiss bekommen kann.
Am Di. 19.08.08 ist er auf Doxycyclin umgestellt worden und das Predni wurde reduziert.
Bis Samstag ging es trotzdem immer schlechter, er verträgt das Doxy schlecht, erbricht oft danach. Bekommt immer erst eine Portion Futter und eine Stunde später wieder eine mit dem Medikament. Vom Cortison säuft er wie ein Verrückter. Wenn ich nicht limitiere bis zu 6-7 Liter täglich.
Am Sa. 23.08.08 war es so schlimm das ich mit ihm in die Notfallsprechstunde gefahren bin. Meine Tierärztin dort ist genauso besorgt. Hat erstmal das Predni ganz abgesetzt. Ihn abgehört und jetzt bekommt er für zwei Tage ein Schmerzmittel. Das wirkt ganz gut. Er ist sehr müde. Schläft nur noch, der Appetit wird täglich weniger. Doch er hechelt nicht mehr so, hat nicht mehr die Schmerzen wie die Tage vorher.

Am Montag 25.08.08 habe ich wieder einen Termin, Urin auf Cushing Syndrom testen. Röntgen Bauch, Lunge und eine große Palette von Blutwerten.

Kein Ende in Sicht ... und der Hund leidet, jeden Tag ... schaut mich mit großen Augen an.
Ich habe die vorherigen Besitzer angerufen, ihnen davon erzählt. Natürlich war der Hund top gesund, soll am Samstag vor Abgabe noch 9 km gelaufen sein. Und überhaupt Ehrlichose gibt es bei ihnen in Österreich so gut wie gar nicht.
Wörtlich sie hätten mir nie so einen kranken Hund zurückgegeben.
Dann kam noch einmal ein Rückruf, man hätte mit ihrem Tierarzt gesprochen ... kann nicht vor dort kommen. Und überhaupt der Hund war ja gar nicht krank.
Man erzählte mir bei der Übergabe, das der Hund im Februar stark gelahmt habe und er beim Tierarzt war. Aber er ist ja bloß gestolpert und nachher war alles wieder gut.Das er beim Tierarzt doll geschrien hat, egal wo man ihn anfasste lag eher daran, das er so ein Weichei ist. Sonst gehts noch??

Ob man denn noch am Wochenende anrufen könnte wie es dem Hund geht. Das ist jetzt vorbei, niemand hat angerufen.

Mit wird kotzschlecht bei so einem Verhalten! Zwei Jahre verschwendete Zeit für meinen Hund.

Ach so zum Thema "Killer". Steel ist wie er immer war, sehr verträglich, kommt super mit dem Rudel von nebenan klar. Liegt immer am Zaun und schaut ihnen bei Spielen zu, will mitspielen und durfte auch solange er noch konnte. Jetzt geht es nicht mehr.
Aber Axel's Moonie, mit der er in den ersten Tagen immer spazieren gegangen ist, liegt oft am Zaun und leistet ihm Gesellschaft.

Mit Nachbar's Kadie und Moonie im Auslauf

Er folgsam, hört gut und ist sehr anhänglich. So wie ich ihn kenne, ein Prachtbursche.
Ich habe ihm ein Stofftier gekauft. "Buddy". Das schleppt er immer mit. Egal wo er liegt. Sieht ein bisschen so aus wie ein Trostplaster, ein Kumpel für schlimme Zeiten.
Wie gerne würde ich es ihm abnehmen. Weil er es verdient hätte. Weil nur das Beste bekommen sollte.

Ich habe lange überlegt ob ich diese Geschichte schreib. Denn es geht mir nicht um Schuld oder Versagen.
Ich habe versagt, weil ich diesen Hund an die falsche Familie gegeben hab. Das ist das was an mir nagt.
700 Euro hat es bisher gekostet, doch wen interessiert das, der Hund war gesund als er abgegeben wurde.
Habe ein Borrelien Western Blot machen lassen. Ergebniss: zeigt beides an, alte und akute Ansteckung. Leider kann man es bei den anderen nicht machen lassen.

Doch ich schreibe sie, weil sie für ihn ist, die Geschichte. Für meinen so kranken Hund und für mich weil es einfach schlimm ist ihn so wiederbekommen zu haben.

Und um mir Mut zu machen das er es schafft. Er selbst kämpft wie Löwe. Das konnte er schon immer, das mußte er schon immer.
Vielleicht bekommen wir unsere Chance.

Es hat Konsequenzen, das ganze. Wir haben beschlossen, wir züchten nicht mehr. Die mentale Belastung hat eine Grenze erreicht, die wir nicht überschreiten wollen. Wir haben genug Hunde für uns. Wenn wir wieder Jungvolk brauchen, dann gibt es was. Für uns. Wenn viel da sein sollte, dann noch an die, die schon so lange darauf warten, wenn sie dann noch wollen.

Wie sagte Oliver heute: was nützt es wenn ich 30 gut untergebracht habe und einer kommt so zurück ... das ist es nicht wert. So ist es!


Steel und ich im Gehege, bei dem Versuch zu entspannen


Gute Nacht.
Nicole

Das rote Haus


Kaum in Deutschland angekommen, ging die Arbeit weiter. Neben vielen Dingen die noch verkauft werden müssen, stand auch der abschließende Anstrich des Hauses an. Der Schlusspunkt unserer zweijährigen Renovierung.

Das Wetter spielte mit, also Farbe besorgt und ein Gerüst um die hohe Wand streichen zu können.

Unsere Nachbarn und gute Freunde, die alles hüten wenn keiner von uns hier ist, haben natürlich tatkräftig mit angepackt.
Ich würde sogar sagen, das Tanja einen richtigen "Maltrip" hatte. Aber das war klasse, denn durch ihre Fachkenntnisse haben wir nicht nur das einzige rote Haus im Dorf, sondern auch das handwerklich am besten angemalte!!!

Ich würde sie gerne klonen, drüben gibt's auch noch so viel zu streichen. :))
Danke Euch zweien. Malern alleine macht eh keinen Spaß.

So schaut es jetzt aus, das Haus:










Schaut Euch das an, was für ein Dresscode.

Da passt die Tischdecke zur Arbeitsklamotte.



Nicole

Über Kühe, das Wetter und Hunde ...


.... eine Geschichte


Die Mutterkühe rufen eindringlich nach ihren Kälbern. Die stehen auf der anderen Weide und machen nicht den Eindruck kommen zu wollen. Schauen unberührt zu. Alle Versuche von unserem Nachbarn Cohen sie zu ihren Müttern zu treiben, werden fast trotzig ignoriert.
Heute wurde die Herde umgesetzt und gastiert so nun direkt vor unserem Haus und Dogkennel.
Allerdings haben sich einige der "Jungen" geweigert mit umzuziehen und stehen jetzt noch auf der alten Weide.
Die Hunde sind begeistert, die Kühe auch, man starrt sich gegenseitig an, grasfressend mit großen Augen auf der einen, taxierend und die Menge des Fleischberges abschätzend auf der anderen Seite.
Die Sonne neigt sich und Cohen treibt immer noch, mit dem Auto langsam und bedächtig. Das störrische Jungvieh scheint aber andere Pläne für den Abend zu haben.
Keine Wildwestromantik im Rinderstaat.
Der Himmel ist bilderbuch-blau, die Frösche geben ihr immerwährendes Konzert. Vor zwei Stunden gab es noch heftigen Landregen aus grauen, dicken Wolken.
Hier hat das Wetter noch Eventcharakter, nichts von Beständigkeit. Im Frühjahr gibt es Tage wo die Temperatur locker auf 30 Grad klettern kann, um dann innerhalb von einigen Stunden fast den Nullpunkt zu erreichen.
Eine Kuh ist besonders interessiert, steht jetzt schon eine halbe Ewigkeit am Zaun und schaut rüber. Die Hunde schenken ihr gebührende Aufmerksamkeit. Ich bezweifele, das es so etwas wie Freundschaft werden kann.
Die dämlichen Kälber wollen nicht und ihr Mütter brüllen sich die Seele aus dem Leib. Die Idylle des Landlebens, im mittleren Westen, hier sitzend mit Blick auf dem Horizont, den gigantischen Eichenwäldern, den unzähligen Tierstimmen die den nahen Abend begrüßen, bekommt so den nötigen Touch an Realität.
Die Hunde gewöhnen sich langsam, leben noch etwas beengt, ohne den hohen Komfort den sie von Deutschland kennen. Aber das ist ja kein Dauerzustand. Ihr Doghouse steht schon, die Gehege auch. Es gibt viel Neues zu entdecken, vor einigen Tagen bellte Kiowa aufgeregt.
War gar nicht zu beruhigen, da war tatsächlich ein Stein der sich langsam bewegt, direkt am Auto.
Wir haben die Schildkröte dann wieder in den Wald zurück gebracht aus dem sie kam, Kiowas Stimmbändern und meinen Nerven zuliebe.
Mit dem Kojotenrudel verbindet unsere Hunde so etwas wie eine Rufbekanntschaft. Abends rufen die Jungs aus dem Wald rüber und die unsrigen heulen zurück. Je nachdem was es so zu quatschen gibt, geht das schon mal eine Weile hin und her.
Das schöne ist, es stört niemanden. Kein aufgeregtes Menschenvolk das Hunde- oder Kojotengeheul als belästigendes Element einer ansonsten eh mit Lärm angefüllten Welt empfindet.
Sitze hier auf meiner Bank im Nirgendwo und fühle mich als Teil von etwas das man schon privilegiert nennen kann.
Ein Bewohner einer noch einigermaßen intakten Welt zwischen Mensch und Natur. Wo jeder noch etwas mehr Freiraum hat, Mensch und Tier gleichermaßen. Allerdings sind die Gesetze des Lebens hier etwas härter.
Die Tornadoallee ist nur ein paar Autostunden entfernt. Wir hatten schon in den paar Wochen unseres Lebens hier drei ernstzunehmende Tornadowarnungen. Vor einigen Tagen sind in einem südlichen liegenden Country über 15 Menschen gestorben, weil einer dieser totbringenden Windhosen durch die Stadt gerast ist.
Gewitter sind hier gewaltig, nicht so zivilisiert wie in Europa. Für mich als ambitionierte Wetterbeobachterin toll und spannend, für unseren "donner-traumatisierten" Hund Tejar ein Höllentrip. Bei Gewitter, derer wir hier schon zahlreiche hatten, wird er immer zur Salzsäule. Erstarrt, mit einem großen "P" in den Augen in der Ecke stehend. Spricht man ihn an, wird es schlimmer. Also ignorieren. Nicht schön, wenn man selbst immer alles heile machen will.
Doch man hat schon viel Glück, wenn man hier leben kann und darf, es aushält, nah an der Natur, der Einsamkeit und mit den harten Regeln der Naturgesetze.
Denn nicht jede Schlange hier ist harmlos und die Sinne müssen erst wieder lernen zu reagieren, wahrzunehmen.
Aber bei all der Freude über dieses Art zu leben, wäre es auch toll, wenn jetzt mal jemand diese schreienden Kühe abstellen könnte.



Nicole
geschrieben an einem warmen Juniabend in Missouri

Die Sache mit dem Wetter


Unser Wohnort in Missouri liegt am Rande der berüchtigten Tornado-Alley.
Wir sind allerdings nur bedingt gefährdet, da unsere Gegend eher hüglig ist, aber in den letzten 4 Jahren gab es immer mal wieder kleine Tornados, die aber Gott sei Dank nur sehr selektiv Schäden angerichtet haben.

Unser Sturmkeller ist noch nicht fertig und wird sicher auch größer, da auch unsere 23 Schlittenhunde im Notfall dort Platz finden müssen. Schon in den ersten Tagen im April hatten wir die ersten ernsthaften Warnungen.
Schwer Gewitter mit Gefahr das ein Tornado entstehen könnte, nennt man das hier "Tornado-Watch".
Im Unterschied zum "Tornado-Warning" (a tornado has been reported or is being indicated as possible by Doppler radar. Immediate action should be taken.)




Leider ist es oftmals so, das diese Unwetter sich in den Abendstunden zusammenbrauen und man eben nicht wirklich sehen kann was, wann und wo was passiert.
Dieses Jahr gab es erschreckend viele Unwetter mit Tornados, mehr als in den Jahren zuvor. Und selbst bei uns in der Nähe gab es Tote und Zerstörung.




Doch die Menschen die hier leben sind vorbereitet, viele haben einen guten Blick für den Himmel und bereiten sich frühzeitig darauf vor. Die Evakurierungspläne sind gut und funktionieren einwandfrei. Das Warnsystem ist vorbildlich.

Der lokale TV Sender informiert live, ständige laufen Warnungen durch das normale Programm wo man genau sehen kann welche Countries Watch oder Warning haben. Es gibt Sturmradios zu kaufen, die dann angehen wenn es in der Nähe gefährlich wird und die sehr genau sagen was, wann und wo abgeht.

Wir haben unseren Fahrzeugen feste Funkgeräte und dort gibt es einen Channel der ab "Watch-status" genau sagt wo die Zelle sich befindet, wie schnell, wie viel Regen, Bodenkontakt, Hagelgröße usw.
Und das permanent, nix Werbung, Musik oder was auch immer.
Wenn Du während der Zeit z.B. im Walmart bist, läuft diese Warnung über die Musikanlage des Geschäftes.

In den letzten drei Monaten haben wir 8 ernsthafte Unwetter, drei davon mit "Warning-Status", miterlebt und es waren nur die Randausläufer des Kerns der woanders ein wirkliches Desaster verursacht hat.

Selbst normale Thunderstorms haben hier eine Heftigkeit, die ich selbst von Berggewittern nicht kenne. Unglaubliche Blitzraten. Windböen wo ich zu gerne einen Windmesser gehabt hätte.

Die schwersten Wetter hatten wir nachts, dreimal sind wir um Mitternacht aufgestanden und haben uns komplett angezogen und gewartet auf das wirklich üble. Ich kann viele Chaser verstehen, wenn sie diese Aufregung haben wollen, aber es ist etwas anderes wenn Du in Deinem Haus sitzt und nicht Du suchst das Ding, sondern es sucht Dich und Du schaust raus ... der Blitz erhellt für Sekunden den Horizont und die Zelle mit dicken fetten Wallclouds, schnelle Bewegungen, niedrig hängend, wird für Bruchteile sichtbar.
Du wartest auf den nächsten Blitz ... war da was am Rand oder nicht?? Der nächste Blitz alles am Himmel bewegt sich, ja da ist was am Rand ... doch keine Zeit für eine Analyse oder Vermutungen, es ist sofort wieder dunkel ... wieder warten und nein ... es ist alles gut, nur Wolkenfetzen. Und das geht halt eben nicht nur 15 Minuten. In einer Nacht hatten wir 4 Stunden immer wieder aufziehenden, ausbrechendes Gewitter ... bis es hell wurde. Mit einem solchen Starkregen das halb Missouri unter Wasser steht.
Ich mag Wetter und fahr auch mal ein paar Meter für ein Gewitter, aber das hier ist doch was anderes. Der Respekt steigt, die Angst auch und man ist eben mittendrin und nicht nur ein hinterherfahrender Zuschauer.
In einer anderen Nacht hatten wir so starkes Wetterleuchten über Stunden, das die nette Stimme am Radio unablässig warnte: starke Elektrizität ist in der Luft, nicht rausgehen, nicht ans Fenster.
Oder ein Temperatursturz der mit einem schweren Gewitter mit Sturm eingeläutet wurde. Innerhalb von 8 Minuten von 33 auf 16 Grad.

Trotz allem wohne ich gerne dort, weil das Wetter einfach bewegter ist, weil es trotz der Bedrohung auch was schönes hat ... am nächsten Tag, wenn der Himmel wieder tief blau ist.

Die Frage die man stellen darf, was macht ihr wenn ihr noch keinen Sturmkeller habt? Der Tipp der sturmerfahrenen Einheimischen: Alle Hunde raus aus dem Kennel und lauf ... in den Wald und bete das es die richtige Richtung ist.
Nicht im Haus bleiben, kein Auto fahren.
Viele haben hier keinen Sturmkeller wie unser Nachbar ... meine Frage, wie schafft ihr das ... mental gut durch die Saison zu kommen, wurde so beantwortet:
Man kennt die Gefahr, wenn man hier wohnt und hofft das Gott einen verschont und wenn nicht war es der Zeitpunkt wo man sich verabschieden muss. In Wirklichkeit haben wir doch gar keine Wahl das selbst zu entscheiden.
Sehr relaxte Menschen und das obwohl ein Tornado ihre Scheune mitgenommen hat.


Eine andere Nachbarin, 19 Jahre jung, erzählte wie sie zuhause alleine saß und vom Fenster im Dunkeln bei jedem Blitz die Trichter sehen konnte am Horizont, zwei, drei ... und sagte nicht ein einzige sei runtergekommen, denn dann wäre sie und das Haus einfach weggewesen.

Wir haben in dieser Saison Glück gehabt, nichts passiert.
Nicole

Ab in den Westen


Ist schon eine ganze Weile her, das ich was geschrieben habe. Das werde ich jetzt ändern. Es gibt viel zu erzählen.

Im Frühjahr sind wir mit unseren Hunden in die USA gegangen. Ein Mega-Projekt, das einen hohen logistischen Aufwand erfordert hat.
Oliver ist schon vorher einige Male in unserer neuen Heimat gewesen und hat einen Teil der Kennelanlage bebaut. Quasi den ersten Part des "Doghouse".
Die Einreise ging ohne Komplikationen oder Stress über die Bühne. Auch deshalb, weil wir eine erstklassige Spedition hatten und vor Ort in Denver einen Profi, der unsere Hunde durch den Zoll geschleust hat und bei ihnen geblieben ist, bis wir mit dem Leih-LKW da waren.


Am Anfang und die Fertigstellung bevor wir ausgewandert sind ....

Die ersten Tage waren schon anstrengend. Gehegezäune stellen, Kennelanlage weiterbauen.
Nachdem die Hunde gut unter waren, ging es richtig los.
Eine riesige Betonplatte musste gegossen werden, tagelange hat Oliver hunderte von Schubkarren befüllt und geschoben bis der zweite Teil des Doghouse ein Fundament hatte.
Dann endlich wieder Holzarbeit. Trotz des randvollen Arbeitstages war Chefe schon wieder besserer Dinge, denn bei Holz ist er in seinem Element.

Eigentlich wollten wir uns gleich neben dem Kennel ein kleines Holzhaus für uns bauen. Doch wir entschieden uns anderes. Das provisorische Wohnen auf dem Dachboden gefiel uns so gut, das wir beschlossen dort zu bleiben.
Also baute Oliver das Dach der zweiten Hälfte mit vielen Erkern und Gauben, sowie eine Dachterrasse, aus.







Glückskinder die wir nu mal sind, hatten wir die beste Zeit für den Umzug erwischt. Die Sturm- und Tornadosaison begann pünktlich bei unserem Eintreffen.

Um es mal deutlich zu sagen: das Wetter da, hat mit dem europäischen nix gemeinsam. Ich werde demnächst einige Berichte unserer "Wetterabenteuer" hier reinsetzen.

Neben der ganzen Arbeit am Kennel, wurden die Strommasten gestellt, damit wir wieder Anschluss an die Zivilisation bekommen. Zwei Wochen später rücke dann auch das Team an, das unsere Trinkwasserquelle bohrt. Nach vier Stunden war es geschafft, in 80 Meter Tiefe angekommen, Rohre verlegt schon hatten wir Wasser.
Vor Gebrauch muss es erst noch getestet wird. Hier gibt es ein Institut, wo der Landbesitzer sein Wasser für 15 Dollar durchtesten lassen kann. Die meisten hier machen das alle 3-4 Monate.
Wenn wir nicht gerade Gewitter hatten, war es einfach sehr heiß. Schon Ende April hatten wir Temperaturen von über 30 Grad. Oliver fuhr los und kaufte eine riesige Plastik-Rindertränke und funktionierte diese kurzerhand zum Pool für die Hunde um. Und weil es schöner aussieht wurde das Planschbecken grad in die hintere Holzterrasse integriert.
Die Hunde nutzen es mit wachsender Begeisterung. Im Doghouse selbst sorgen große Ventilatoren die auch von den Truthahnfarmen hier eingesetzt werden, für Abkühlung.



Ende Mai kam uns Axel besuchen, er lebt mit seiner Frau Tanja und ihren Hunden in unserer zweiten Haushälfte in Bahra und beide kümmern sich absolut zuverlässig um unser Haus und Grundstück. Ohne sie wäre es noch ein Stück schwieriger gewesen über den Teich zu gehen.
Axel holte einen Hund ab, den er in den USA gekauft hatte und nutze die Gelegenheit uns einige Tage lang tatkräftig beim Bau und Ausbau des zweiten Dachstuhls zur Hand zu gehen. Ein dickes Dankeschön nochmals dafür Axel!!!

Nach einigen Wochen wurde aus dem Rohbau langsam ein Zuhause. Wir lebten zwar immer noch sehr einfach, es gab noch keine Wasserleitungen, also Eimer schleppen. Wir können zwar jederzeit bei unserer Nachbarin Sigrid Duschen, Wäsche waschen und auch sonst hilft sie uns wo sie kann, doch oft tat es auch die Freiluftdusche. Wir waren schlimmeres gewöhnt durch den monatelangen Umbau in Bahra.
Endlich habe ich es dann auch geschafft, diesem Urwald das Freigehege abzuringen. Es war absolute Knochenarbeit, doch der Spaß der Hunde entschädigt für alles.




Nach knapp drei Monaten, Ende Juni habe ich mich wieder auf den Weg nach Deutschland gemacht, denn hier gibt es noch viele Dinge die liegengeblieben sind und noch erledigt werden müssen. Eigentlich wollte ich Ende August wieder heim.
Doch kaum in Deutschland musste ich einen Hund von uns, der jetzt zwei Jahre lang bei einer Familie in Österreich gelebt hat, wieder heim holen. Leider ist Steel sehr schwer krank und an einen Rückflug ist vorerst überhaupt nicht zu denken.

Nicole