Montag, 13. November 2006

Wenn Hunde arbeiten dürfen!



"Diese Rasse ist die größte und schwerste unter den Schlittenhunderassen. Sie verdankt ihren Namen einem in Alaska lebenden Eskimovolk. Als die Europäer Alaska und Kanada besiedelten, benutzten auch sie "Malamutehunde" zur Bewältigung der Transportprobleme in unwegsamen Gebieten. Als die Schlittenhunderennen beliebt wurden, erwiesen sich die Alaskan Malamute als durchaus gute Läufer!

So kann man es überall lesen, beliebt ist auch der bekannte und beliebte Satz: Der Alaskan Malamute ist die Lokomotive des Nordens".
Im letzten Jahrhundert waren die Malamuten eine beliebte nordische Rasse um an Schlittenhunderennen teilzunehmen. Doch langsam aber sicher wurden sie durch die schnelleren Siberian- und Alaskan Huskies und jetzt von den absoluten Jägern der Geschwindigkeit, den Hounds verdrängt.
Ein wenig wird man immer belächelt, wenn man sich für diese so leistungsfähigen, durchaus nicht langsamen, aber enorm zugstarken Hunde begeistert.
Es hat auch nur ganz wenig mit dem berühmten Trapperimage zu tun, wenn man mit seinen Hunden, den Lastenschlitten bis oben voll gepackt, seine Tagestouren im Tiefschnee macht. Das macht man abseits von der Öffentlichkeit, keine Bilder oder Berichte davon im Internet nur ganz wenig Rennen in Europa wo der Malamute sein Leistung unter Beweis stellen könnte.
Und somit scheint der Malamute aus der breiten Öffentlichkeit des Schlittenhundesports langsam aber sicher zu verschwinden, und damit auch ein wenig die Vorstellung der Menschen was diese Hunde eigentlich leisten können und wollen.

In Amerika hat sich eine "Ersatzsportart" durchgesetzt, das Gewichtziehen (Weight Pulling) für Malamuten. Über diesen "Leistungsnachweis" kann man durchaus geteilte Meinung sein. Es ist sicher beeidruckend zu sehen was diese Hunde anziehen können aber irgendwie wirkt es auch sehr sinnentleert, wenn die Hunde für ein kurze Strecke meist auf Asphalt ein enormes Gewicht nach vorne ziehen.
Man fragt sich unwillkürlich, gibt es denn keine natürliche Tätigkeit, die Sinn macht und dem Hund eine Aufgabe gibt die ihn mit Freude erfüllt.
Hier möchten wir Euch eine Möglichkeit vorstellen, die zeigt das dieser Hund zu großen und beieindruckenden Leistungen fähig ist, in einer Umgebung und bei Temperaturen für die er wie kaum ein zweiter geeignet ist:
Das gemeinsame Arbeiten mit unseren Hunden im Wald ... oder besser das Abenteuer Holz zu rücken ....
All unsere älteren Hunden wurden von Oliver für das "Holzrücken" ausgebildet. Oliver arbeitet beruflich viel im Wald und hat so das angenehme mit dem nützlichen verbunden.
Am Anfang diesen Jahres 2005 mussten dringende Holzarbeiten auf unserem Grundstück erledigt werden. Es hatte stark gefroren, einige Bäume hielten dem Wind nicht stand und fielen genau in unseren Bach, der unser Grundstück durchzieht. Es sollte massiv und schnell tauen und so drohte Hochwassergefahr das durch die im Bach liegenden Bäume, die dann wie ein Damm wirken, noch verstärkt werden könnte.
Die Bäume waren mit Wasser vollgesogen und gefroren und dementsprechend schwer.
Wir holten unsere ersten beiden Rüden und geschirrten sie ein. Für das ziehen des Holzes werden schwedische Holzrück- bzw. Lastengeschirre benutzt.



Vorne werden beide Hunde wie beim Fahren am Schlitten mit einer Neckleine verbunden. Vom Geschirr hinten geht eine Leine ab, ähnlich einer Tugleine, die dann in die Zentralleine mündet, an dessen Ende die Kette für den Baum befestigt ist. Die Hunde kennen das schon und warten geduldig bis Oliver das Holz fertig vorbereitet hat.
Das ist nicht ganz ungefährlich.





Das Holz liegt im Wasser und muß erstmal von Schnee und Eis befreit werden. Dann wird der Baum noch an Ort und Stelle in zwei Meter lange Abschnitte zersägt. Um ihn komplett rauszuziehen ist er zu schwer. Oliver angelt die Stämme mit einem Sappie an den Bachrand und positioniert sie so, das die Hunde sie gut aus dem Wasser holen können.
... und dann geht es los:
Olepi und Khan legen sich in Zeug und ziehen den Stamm, der gute 200 kg haben dürfte, die Böschung hoch.
In den Kurven hilft Oliver mit dem Sappie nach, damit sich das Holz nicht verkantet.



Nach etlichen Stämmen ist für die beiden Pause angesagt. Jetzt kommt Spirit, ein sehr erfahrener Holzrücker mit unserem Jungspunt Fire an die Reihe.
Der ist absoluter Rookie, hat das noch nie gemacht und ist sehr neugierig was da jetzt kommen mag.

Er wird neben Spirit eingespannt. Fire kennt Arbeit, hat schon am Wagen und am Schlitten gezogen. Doch feste Gegenstände zu ziehen ist ihm neu. Beim "Holzrücken" werden die gleichen Grundkommando benutzt wie beim mushen. Die sind ihm natürlich auch vertraut.
Er steht ganz ruhig da und wartet, so wie es vom Schlittenziehen gewohnt ist, kein Springen oder zappeln, das geht beim "Holzrücken" nicht".
Dann kommt das Startkommando:
... Spirit zieht an und Fire tut es ihm nach, als hätte er noch nie was anderes gemacht. Nach 100 Metern ist das Ziel erreicht. Schon beim zweiten Mal wissen die Hunde wo das Holz abgelegt wird und halten automatisch. Nach jeder Tour gibt es ein "Lecka", zur Belohnung. Nach 6 Touren ist Pause und die nächsten beiden kommen dran.



Bei Fire war es natürlich weniger. Bei einem Anfänger hört immer dann auf, wenn es am meisten Freude macht und es hat ihm eine Menge Spaß gemacht, trotz seines jugendlichen Übermutes war er mit viel Konzentration und Aufmerksamkeit bei der Sache. Uns zeigt es immer wieder das die Hunde eine Aufgabe, ja Arbeit brauchen.
Nicht jeder hat seinen eigenen Wald oder braucht noch Holz im Winter, aber es gibt bestimmt viele andere Dinge die ein Hund tun kann.

Nur als Familienhund gehalten, läßt man eben all das Potential ungenutzt, die diesen Hund zu dem machen was er eigentlich ist. Er wird sich anpassen, doch welch Verschwendung.

Geschrieben für das Mitgliederheft des AMCG Ausgabe 04/2006