Sonntag, 24. August 2008

Chronologie einer unheilvollen Geschichte


Da die Welt selten wirklich heil und schön ist, habe ich auch noch trauriges zu berichten.

Etwas das uns sehr betroffen macht und im höchsten Maße hilflos.



Einige kennen die Geschichte sicher noch. 2006 mußten wir einen unserer Jungrüden, den wir als halbjährigen an eine Musherfamilie abgegeben haben, aus nicht so schönen Verhältnissen herausholen.
Ein Ehestreit mit Trennung hatte dazu geführt, das sich niemand um die Hunde die dort lebten, gekümmert hat. Als wir unseren Steel holten war er sehr krank und unterernährt. Wog 29 kg und hatten eine Fehlfunktion der Schilddrüse und Bauchspeichedrüse.
Es dauerte über 3 Monate bis er wieder stabil war. Wir wünschten uns für ihn ein Zuhause, wo er Familienhund sein konnte. Mit Sofa, ein wenig Sport und viel Aufmerksamkeit.
Ein Familie aus Österreich bemühte sich intensiv um ihn und bekam ihn letztendlich dann auch im August 2006. Alles schien in Ordnung zu sein, wir bekamen nette Bilder und liebe Berichte. Steel, eh ein wirklich netter Kerl, schien perfekt dorthin zu passen.

Ein Woche bevor ich aus den USA wieder heimgeflogen bin erhielt ich eine EMail, von der halbwüchsigen Tochter der Familie, die sich heftigst Luft machte über Steel. Mir rutschte das Herz in die Hose. Soviel Ablehnung in so wenig Sätzen, das war wie ein Schlag in den Nacken.
Noch in den USA rief ich dort an und die Emotionen schossen mir am Telefon entgegen. Der Hund hätte die Hauskatze getötet, die geliebte Hauskatze.
Das war natürlich tragisch und verstand diese Reaktionen, doch es war ja nicht so, das sie nicht vorgewarnt gewesen wären.
Als wir die Vorgespräche geführt haben, wurde gesagt: Steel jagt Katzen wenn er ohne Aufsicht ist. Ich äußerste Bedenken, als ich erfuhr das sie Katzen haben. Doch damals war es scheinbar kein Problem.
Doch jetzt sank das Schiff.
Ich machte mir Sorgen um den Buben und frage: ob sie mit dem Gedanken spielen den Hund abzugeben. Konnte kaum glauben, als ich hörte das sie es tatsächlich tun. Denn plötzlich war es nicht nur die Katze, sondern auch das er aggressiv zu anderen Rüden sei, einen Hund fast totgebissen hätte, "wörtlich": einfach nicht in ihr Umfeld passe. Im Dorf würde man ihn schon Killer nennen.
Sie sprachen von Steel. Nicht vorstellbar. Auch das man in den vergangenen zwei Jahren nicht ein einziges Mal geschrieben hatte, das es nicht so klappte.
Man erbat sich noch etwas Bedenkzeit oder war ich es, die es ihnen anbot?? Egal, Fakt ist, am So. 27.07.08 holte ich Steel zusammen mit Axel an einer Tankstelle in der Tschechien ab.
Er saß noch keine zwei Minuten im Auto, da war ich überglücklich das er wieder da war. Oliver wollte ihn schon beim ersten Mal nur sehr ungerne abgeben, ich hätte ihn beim zweitenmal dabehalten wollen, tat weh ihn gehen zu lassen.
Doch wir wollten nicht egoistisch sein, sondern immer nur das Beste für den Buben. Jetzt war er wieder da und sollte auf jeden Fall bleiben.

Doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Schon bei der Ankunft wirkte er etwas daneben, die Nase lief, er war schlapp und apathisch.
Ich schrieb es dem Wechsel zu. Der Umstellung. Gleich am nächsten Tag gingen wir morgens spazieren. Er war kurzatmig und schlapp. Schaffte gerade mal 2 km.
Lag viel und war niedergedrückt, was ich der Trauer zuschrieb, doch die laufende Nase machte mir Sorgen und das er so "aufgebläht" und schlapperisch aussah. Axel sagte: der sieht aus als hätte der ganz viel in ganzer kurzer Zeit abgenommen. Ich dachte mir, naja nicht besonders viel bewegt worden.
Am Do. den 31.07.08 bin ich zu unserem Tierarzt. Blutbild machen lassen. Ab da habe ich angefangen mit Plantamun zu behandeln. Zur Stärkung der Abwehrkräfte. Am ersten Wochenende als er bei uns war wurden die Symptome deutlicher, laufende Nase, sehr schlapp. Schaffte kaum noch seine 2 x 2 km pro Tag. Trank und pinkelte viel.
Am Montag wieder zum Tierarzt. Blutwerte waren alle okay. Nur die Leukozyten deutlich erhöht und das Gesamteiweiß im Urin. Also eine Infektion.
Er bekam Eurotop - Antibiotika.

Doch keine Besserung, er baute weiter ab, jeden Tag ein bisschen mehr.
Am Do. den 07.08.08 wieder Anruf beim Tierarzt. Der sagte, okay, das Zeug wirkt nicht, geh in die Klinik.
Also bin ich sofort zu unser Klinik gefahren, da hat man ihn untersucht. Wieder Blut abgenommen. Ein Antibiotika angesetzt das sehr gut bei Entzündungen der oberen Atemwege hilft. Clavaseptin. Also wurde umgestellt. Zudem habe ich ihm alle zwei Tage Zylexis s.c. gespritzt (3 mal).

Keine Besserung, Nase lief, Hund schwach, aber guten Hunger.
Am Mittwoch den 13.08.08 wieder in die Klinik, keine Besserung. Termin für eine Röntgenaufnahme und eine Endoskopie. Am Fr. 15.08.08 war es soweit. Das erste Ergebniss:
Chronische interstielle eosinophile Bronchitis und in der Lunge eosionphiles Lungeninfiltrat.
Harte Nummer. Es wurde eine Lavage gemacht und Blutabgenommen auf Borrelien und Co.
Zu dem Clavaseptin kam jetzt noch 40 mg Prednisolon täglich.
Absolute Ruhe war angesagt. Steel ging es trotzdem schlechter.
Am Mo. 18.08.08 dann das Blutergebnis: Borreliose, Ehrliose und Anaplasmose. Alles was man durch einen Zeckenbiss bekommen kann.
Am Di. 19.08.08 ist er auf Doxycyclin umgestellt worden und das Predni wurde reduziert.
Bis Samstag ging es trotzdem immer schlechter, er verträgt das Doxy schlecht, erbricht oft danach. Bekommt immer erst eine Portion Futter und eine Stunde später wieder eine mit dem Medikament. Vom Cortison säuft er wie ein Verrückter. Wenn ich nicht limitiere bis zu 6-7 Liter täglich.
Am Sa. 23.08.08 war es so schlimm das ich mit ihm in die Notfallsprechstunde gefahren bin. Meine Tierärztin dort ist genauso besorgt. Hat erstmal das Predni ganz abgesetzt. Ihn abgehört und jetzt bekommt er für zwei Tage ein Schmerzmittel. Das wirkt ganz gut. Er ist sehr müde. Schläft nur noch, der Appetit wird täglich weniger. Doch er hechelt nicht mehr so, hat nicht mehr die Schmerzen wie die Tage vorher.

Am Montag 25.08.08 habe ich wieder einen Termin, Urin auf Cushing Syndrom testen. Röntgen Bauch, Lunge und eine große Palette von Blutwerten.

Kein Ende in Sicht ... und der Hund leidet, jeden Tag ... schaut mich mit großen Augen an.
Ich habe die vorherigen Besitzer angerufen, ihnen davon erzählt. Natürlich war der Hund top gesund, soll am Samstag vor Abgabe noch 9 km gelaufen sein. Und überhaupt Ehrlichose gibt es bei ihnen in Österreich so gut wie gar nicht.
Wörtlich sie hätten mir nie so einen kranken Hund zurückgegeben.
Dann kam noch einmal ein Rückruf, man hätte mit ihrem Tierarzt gesprochen ... kann nicht vor dort kommen. Und überhaupt der Hund war ja gar nicht krank.
Man erzählte mir bei der Übergabe, das der Hund im Februar stark gelahmt habe und er beim Tierarzt war. Aber er ist ja bloß gestolpert und nachher war alles wieder gut.Das er beim Tierarzt doll geschrien hat, egal wo man ihn anfasste lag eher daran, das er so ein Weichei ist. Sonst gehts noch??

Ob man denn noch am Wochenende anrufen könnte wie es dem Hund geht. Das ist jetzt vorbei, niemand hat angerufen.

Mit wird kotzschlecht bei so einem Verhalten! Zwei Jahre verschwendete Zeit für meinen Hund.

Ach so zum Thema "Killer". Steel ist wie er immer war, sehr verträglich, kommt super mit dem Rudel von nebenan klar. Liegt immer am Zaun und schaut ihnen bei Spielen zu, will mitspielen und durfte auch solange er noch konnte. Jetzt geht es nicht mehr.
Aber Axel's Moonie, mit der er in den ersten Tagen immer spazieren gegangen ist, liegt oft am Zaun und leistet ihm Gesellschaft.

Mit Nachbar's Kadie und Moonie im Auslauf

Er folgsam, hört gut und ist sehr anhänglich. So wie ich ihn kenne, ein Prachtbursche.
Ich habe ihm ein Stofftier gekauft. "Buddy". Das schleppt er immer mit. Egal wo er liegt. Sieht ein bisschen so aus wie ein Trostplaster, ein Kumpel für schlimme Zeiten.
Wie gerne würde ich es ihm abnehmen. Weil er es verdient hätte. Weil nur das Beste bekommen sollte.

Ich habe lange überlegt ob ich diese Geschichte schreib. Denn es geht mir nicht um Schuld oder Versagen.
Ich habe versagt, weil ich diesen Hund an die falsche Familie gegeben hab. Das ist das was an mir nagt.
700 Euro hat es bisher gekostet, doch wen interessiert das, der Hund war gesund als er abgegeben wurde.
Habe ein Borrelien Western Blot machen lassen. Ergebniss: zeigt beides an, alte und akute Ansteckung. Leider kann man es bei den anderen nicht machen lassen.

Doch ich schreibe sie, weil sie für ihn ist, die Geschichte. Für meinen so kranken Hund und für mich weil es einfach schlimm ist ihn so wiederbekommen zu haben.

Und um mir Mut zu machen das er es schafft. Er selbst kämpft wie Löwe. Das konnte er schon immer, das mußte er schon immer.
Vielleicht bekommen wir unsere Chance.

Es hat Konsequenzen, das ganze. Wir haben beschlossen, wir züchten nicht mehr. Die mentale Belastung hat eine Grenze erreicht, die wir nicht überschreiten wollen. Wir haben genug Hunde für uns. Wenn wir wieder Jungvolk brauchen, dann gibt es was. Für uns. Wenn viel da sein sollte, dann noch an die, die schon so lange darauf warten, wenn sie dann noch wollen.

Wie sagte Oliver heute: was nützt es wenn ich 30 gut untergebracht habe und einer kommt so zurück ... das ist es nicht wert. So ist es!


Steel und ich im Gehege, bei dem Versuch zu entspannen


Gute Nacht.
Nicole

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