Donnerstag, 26. März 2009

Bad Day 24.03.09

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Das Wetter ist hier schon etwas anders … nein … das trifft es nicht … es ist ganz und gar ungewoehnlich, wie aus den Fugen geraten.
Seit Anfang Januar haben wir mit extremen Temperaturschwankungen zu kaempfen, mal ist es fast 20 Grad warm und dann innerhalb von einigen Stunden zeigt das Thermometer – 15 Grad. Diese Wechsel passieren mit einer schon fast unheimlichen Regelmaessigkeit.
In diesem Jahr hatten wir schon drei Tornadowarnungen und etwa ein Dutzend schwerer Gewitter und die Tornadosaison faengt eigentlich erst im April an.

Nachdem unsere Gaeste letzte Woche abgereist sind, wurde es wieder sehr warm. Mein Gradmesser zeigte bis zu 24 Grad im Schatten an. Fuer die Hunde war es schwer. War es in den Tagen zuvor doch noch richtig kalt gewesen.

Fuer die Welpen gab es sogar einen kleinen Schwimmingpool ... der grosse wurde dann gleich mitbefuellt. Ich musste immer mal wieder auf den Kalender schauen um nicht zu vergessen, das wir erst Mitte Maerz haben.

Bei solch Kapriolen sind die Unwetter natuerlich nicht weit. Wir wohnen hier eh in einer unruhigen Ecke, grad so am Rand der Tornado-Alley.
Schon vor dem Wochenende meldete der Wetterkanal, das ein Sturmsystem naht, das eine Kaltfront im Schlepptau hat. Das ist ja mal nix Neues mehr ... also wieder Aufruhr am Himmel.
Am Montag kamen stuendlich neue Prognosen, das uebliche ... heftiger Regen, dicker Hagel, ganz boeser Wind, schwere Gewitter und die Gefahr von vereinzelten Tornados.

Uns sollte die Front am fruehen Dienstagmorgen erreichen und so kam es dann auch. Schon in der Nacht war ich unruhig. 17 Grad um Mitternacht. Meine Wetterstation ist noch nicht in Betrieb und da ich ansonsten keinen Barometer hab, konnte ich nur vermuten. Dat gibt was!

Um 6 Uhr weckte uns ein heftige Schauer und kraeftige Windboen. Raus aus dem Bett, Rechner an und Wetterkanal. Ja, das sieht nicht schoen aus. Ich ziehe mich sofort an und lasse unsere Haushunde nur vorne raus. Der Auslauf bleibt erstmal zu. Kaffee kochen und Wetter gucken. Es beruhigt sich alles wieder. War es das schon???
Kurz vor 7 Uhr dann ein Anruf. Im Ort heulen die Sirenen. Die haben hier Sirenen bei akuter Tornadogefahr. Also, wenn es in unmittelbarer Naehe einen „touch down“ gegeben hat. Sollte es denn wirklich? Die Rotation der Wolken ist nicht so doll. Laufe alle Fenster ab, Wolkenfetzen rasen am Himmel, es regnet ein wenig, ist fast windstill.

Vor zwei Wochen gab es einen Tornado einen Ort weiter, ist auf ein Feld runter, kaum Schaeden. Bis jetzt hat es unser Dorf noch nie wirklich erwischt.

Ich kann es kaum glauben, vielleicht ein Fehlalarm. Wieder an den PC und da steht es .... ja sie warnen wirklich, zwei sind schon gesehen worden. Gerade als ich das Olli erzaehlen will, hoeren wir die Sirenen. Ne, das ist jetzt ernst.
Sofort runter ... Himmel gucken. Nichts. Wieder hoch an den PC. ENTWARNUNG! Es hat sich aufgeloest. Puh ... gut. Die zweite Tasse Kaffee kann ich mir bei dem Adrenalinschub schenken. Unser Wettermann sagt allerdings das noch was kommt. Doch der Himmel sieht aus wie in Deutschland bei einem typischen Dauer-Landregen. Der Wind ist weg.

Olli wartet noch ein bisschen und faehrt dann los zu unserem Schlachter, Fleisch fuer die Hunde holen. Er ist erstmal 4-5 Stunden ausser Haus und ich mit den Hunden beschaeftigt.
So gegen 10 Uhr wieder es wieder dunkler und etwas windiger. Die Wolkendecke haengt tief, schnell bewegt sich der Himmel, das dunkele Band zieht in Entfernung an unserem Haus vorbei. Doch das ist truegerisch, die Erfahrung zeigt das es nur einen Bogen schlaegt und dann von der anderen Seite zurueck kommt und „bumm“ macht.

Dann so gegen 11 Uhr kommt der Regen, gewaltig, Wassermassen stuerzen vom Himmel, nie habe ich es so regnen sehen und ich hab schon viel gesehen. Es donnert und Blitze aus allen Richtungen. Schnell wieder an den Rechner und Radarbild gucken. Heilige Sch ... das sieht ja heftig aus. Der Wetterfreak wuerde sagen: eine Bilderbuchfront .

Ich setze mich auf die Porch und nehme die Videokamera mit. Der Regen macht kleine Baeche im vorderen Hof, sie vereinigen sich und werden zu einem Minifluss der vor den Gehegen entlang laeuft.
Leider gehts es da nicht weiter, weil altes Laub den Ablauf behindert. Es staut sich ... jetzt verstehe ich was „Flash Flood Warning“ bedeutet!

Ich laufe los und will eine Schaufel holen, komme dabei an der Werkstatt vorbei und ... die steht komplett unter Wasser, ein Bach ist abgezweigt und es sogar geschafft, die Drainage von Olli schachmatt zu setzen. Was nu zuerst??? Ich entscheiden mich fuer die Schaufel und den Minifluss, trotz Regenklamotten bin ich in Sekunden durchnaesst und grabe was das Zeug haelt und weil eins oder zwei nie genug ist, gewittert es jetzt auch noch heftiger.
So, es laeuft wieder, ab in die Werkstatt, mit dem Besen gegen die Wasserfluten ... ein Blitz kracht in den Wald, keine 20 m von mir. Also witzig und Abenteuer ist anders.

Die Welpen marschieren im Gaensemarsch hinter mir her ... beim schaufeln haben sie toll mitgeholfen .. als rein in die Pfuetze und gebuddelt. In der Werkstatt wetteifern sie darum, wer den Besen mittragen darf. Mit drei der Banditen am Ende des Besen versuche ich dem Wasser Herr zu werden. Hinten raus ... vorne rein ... kein Ende in Sicht.

Voellig durchnaesst und ausser Atmen gehts ins Haus und ans Telefon. Ich rufe Olli an, brauche Verstaerkung und naja weil der besorgte Wettermensch just in dem Moment, als ich tropfend zur Tuer reinkam, sagte: Wenn ihr innerhalb dieser Front wohnt, ist es besser ihr macht Euch jetzt auf den Weg in den naechsten Shelter (sturmsichere Unterkunft, gibt es in jedem Dorf hier.)
Olli macht sich sofort auf den Weg, aber er muss Schotterpisten benutzen und die stehen mit Sicherheit unter Wasser.
Kaffee eingiessen, mit klammen Fingern eine Zigarette geraucht und runter, die Werkstatt ist wieder voll, der Ablauf zu und nicht das der Regen einen Moment lang nachgelassen haette.

Nach einer weiteren Stunde schaufeln, fegen und in den Himmel gucken kommt Olli und ... der Regen laesst nach!
Dank der elenden Schufterei haelt sich der Schaden in Grenzen. Alles nass, aber nix geflutet. Oliver musste einen riesen Bogen fahren, weil viele Schotterpisten durch Baeche und in den Mulden geflutet waren.
Im Wald hinter unserem Haus rauscht es laut, ein Getoese, zahllose Baeche bahnen sich ihren Weg zum Teich und dann bergab in die Taeler unseres „Urwaldes“.

Wir trockenen unsere Welpen, legen neues Stroh aus und dann erstmal Tee trinken, sonst steht die naechste Erkaeltung ins Haus, dabei hab ich letzte immer noch am Hals.
Danach mache ich mich mit Jaeger und Fine auf in den Wald, schauen was die Fluten angerichtet haben. Ueberall Wasser, schnell fliessend, jede Furche nutzend. Seelandschaften, kleine Wasserfaelle, alles nass. Der Teich, ein riesiger See.
Da stauen die Fusshupen nicht schlecht. Fine braucht aber nur eine Minute, dann stuerzt sie sich in die Fluten des Sees, zu einer kleiner Grasinsel mit Baum, um voller Freude die sich dort hingeretteten Maeuse zu toeten und zu fressen. Monster!
Bei dem Versuch einen dieser Wasserlaeufe zu queren, versinke ich bis unterhalb des Knies im Wasser, wow, sah aus als es waere es bloss 10 cm tief ... das lassen wir mal.
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Gegen Abend kam die Sonne raus, der Himmel klarte auf und der Spuk war vorbei, nur die Wasserlachen zeugen noch von diesem Unwetter.
Wir haben Glueck gehabt, morgen wird es in den Nachrichten zu sehen sein. Geflutete Haeuser, vom Wind zerstoerte Gegenden und vielleicht sogar Tornadoschaeden, Verletzte und wie so oft auch Tote.
So ein schoenes Land, soviel Platz, Ruhe und Frieden ... doch alles hat seinen Preis. Wer laenger hier lebt, weiss, warum es hier soviele Kirchen gibt. Man wird ehrfuerchtiger und fuehlt sich nicht mehr ganz so maechtig. Ich zumindestens bin dankbar.

Ein Video von meinem Waldbesuch, direkt nach dem Regen. Wasser, viel Wasser ... teilweise hat es das Zeugs vom Nachbarn mitgerissen.
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